Wärme und Strom selbstbestimmt und dezentral – ein Gegenentwurf zur Windindustrie im Naturpark
Die Kommunen Teupitz und Halbe im Landkreis Dahme-Spree sind eingebettet in die Wiesen und Wälder des Naturparks Dahme-Heideseen. 1998 als Naturpark ausgewiesen, umfasst er 25 Naturschutzgebiete, 30 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete und mit der Groß Schaunener Seenkette ein Vogelschutzgebiet von 19 km².
Der Teilregionalplan und ein Schlupfloch
Im künftigen Teilregionalplan des Landes Brandenburg, der Windvorranggebiete für Windenergieprojekte ausweist, soll er bewusst ausgespart werden. Dieser wird jedoch frühestens im Frühling 2026 rechtskräftig, was es Windparkbetreibern erlaubt, dieses Schlupflochzu nutzen, um großflächig Windenergieprojekte zu planen und umfangreiche Subventionen anzufragen.
So auch in den Gemeinden Teupitz und Halbe, wo das Vorhaben polarisiert. Ein Teil der Gemeindevertreterinnen und -vertreter sieht in der wenn auch geringen und rechtlich nicht festgeklopften finanziellen Beteiligung an den Stromerträgen der Investoren eine Chance, Löcher in den klammen Kassen zu stopfen. Ein anderer und nicht unerheblicher Teil fühlt sich betrogen:
1) Weil die Einwohnerinnen und Einwohner Brandenburgs schon jetzt mit höheren Netzentgelten belastet sind, da Brandenburg mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein bereits zu den größten Windenergieproduzenten gehört. Hinzu kommt, dass die umfangreichen staatlichen Subventionen im Haushalt der Bundesregierung mit den dringend erforderlichen Sanierungen von Krankenhäusern und Kindergärten konkurrieren.
2) Weil der betreffende Wald einem Adligen aus Rheinland-Pfalz gehört, der mit 3.800 Hektar Waldfläche der größte Grundbesitzer Brandenburgs ist. Graf Hatzfeld hat seinen Wald von der Treuhand-Nachfolgeorganisation BVVG erworben und sich der „naturgemäßen“ Waldwirtschaft verschrieben, wofür er von „Capital“ und WWF offenbar zum „Öko-Manager 1998“ gewählt wurde.
3) Und weil Brandenburg seine Flächenziele auch ohne diesen Giga-Windpark auf dem Gebiet des Naturparks erreicht.
Den Naturpark retten, aber wie?
Die Bürgerinitiative „Rettet den Naturpark Dahme-Heideseen“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Auswirkungen zu informieren, die ein solches Windparkvorhaben im industriellen Ausmaß (der erzeugte Strom könnte 400.000 Haushalte versorgen) für den Wald haben wird (starke Austrocknung des Waldbodens durch riesige Schneisen und Verwirbelung; Bedrohung für Fledermäuse und Rotmilane) und warum es keine gute Idee ist, auf die vom Investor versprochene Gewinnbeteiligung zu spekulieren.
Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) Teupitz vom 8. September 2025 hat nun für den 28. September 2025 eine Einwohnerbefragung angesetzt, um sich ein Bild vom Bürgerwillen zu machen. Wir freuen uns über dieses starke Signal und wollen alle Einwohnerinnen und Einwohner dazu ermutigen, dieses Instrument der Bürgerbeteiligung zu nutzen.
Energiewende in Bürgerhand
Ich persönlich finde, wir sollte den Blick auf ein weiteres Instrument der Bürgerbeteiligung richten: die sogenannte Bürger-Energiegenossenschaft. Sie ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, selbstbestimmt und nachhaltig zu wirtschaften. Im Mittelpunkt steht die dezentrale Energieversorgung mittels Photovoltaik und Geothermie bei weitgehender Unabhängigkeit von profitorientierten Akteuren aus Privatwirtschaft und Politik. Eine solche dezentrale, regional verankerte Energieversorgung lässt sich als Verein, Gesellschaft bürgerlichen Rechts und Energiegenossenschaft realisieren.
Beispiele für gelungene Projekte unter Bürgerbeteiligung sind etwa die WirMachenEnergie eG in Mittelsachsen, ENGO Energiegenossenschaft Ostthüringen eG und die Inselwerke eG Eberswalde.
Doch eins nach dem anderen: Zunächst steht die Einwohnerbefragung an. Legen wir den Grundstein für eine selbstbestimmte Zukunft!
Autorin: Lisa Wegener