Wir haben schon viel über den Einfluss der Windräder auf den Wald informiert, heute wollen wir mal über den Tellerrand schauen und drei weitere Aspekte des geplanten Windparks beleuchten. Sie werden feststellen, das Thema hat das Potential zum Schildbürgerstreich.
1. Ist das hier geplante nur eines von vielen vergleichbaren Projekten?
Nein, das ist es nicht! Um unsere Wohnorte wird ein Industriepark geplant, mit 55 Windkraftanlagen (29 WKA in Teupitz und 26 WKA in Halbe), während der gleiche Projektentwickler für sämtliche anderen Projekte durchschnittlich 5 bis 6 neue/zusätzliche Windkraftanlagen vorsieht. Das deckt sich auch mit den Erkenntnissen aus Gesprächen mit anderen Gemeinden und Bürgerinitiativen. Die durchschnittliche Anzahl an Anlagen pro Projekt/Gemeinde beträgt selten mehr als 10 Stück. Es ist unbegreiflich, warum derart viele Anlagen mitten in den Naturpark und in eine Region hinein geplant werden, welche gemäß dem Entwurf des Teilflächenregionalplans freizuhalten ist.
Eine Erweiterung des Gebietes ist durchaus wahrscheinlich. Andere Projektierer haben bereits vor Monaten weitere Planungen für Teupitz vorgestellt. Die Folgen einer Genehmigung in Teupitz und Halbe sind kaum abschätzbar. Ist der Wald erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert? Wer hat schon ein Gefühl dafür, wie bereits die derzeit für Teupitz und Halbe beantragten 55 Windräder das Erscheinungsbild unserer Region beeinträchtigen und welche Einbußen die Lebensqualität der Menschen und Tiere dadurch erleiden würden? Vergleichbare Projekte dieser Größenordnung (Anzahl und Höhe der Anlagen) gibt es in ganz Deutschland nicht. Die geplanten Anlagen würden sehr viel größer sein, als die Windräder, die beispielsweise an der Autobahnabfahrt Bestensee stehen.
Nein, das hier ist nicht nur eines von vielen Projekten. Der geplante Megawindpark wäre für unseren Naturpark gestaltverändernder als wir uns das überhaupt vorstellen können. Hiergegen sollten wir uns entschieden aussprechen. Für alle Teupitzer Bürger ist dies im Rahmen der Einwohnerbefragung am 28.09.2025 möglich. Setzen Sie Ihr Kreuz bei Nein und tragen Sie aktiv zum offiziellen Meinungsbild bei!
2. Wer zahlt und wer bekommt das ganze versprochene Geld eigentlich am Ende?
Die Nachteile des Windparks, von Lärm bis Dreck, Landschaftsverschandelung und Bedrohung gefährdeter Tierarten liegen auf der Hand (Schall, Infraschall, Schlagschatten, Abrieb, Rückgang des Tourismus, Immobilienwertverluste, großflächige Baumfällarbeiten im Bereich der Anlagen, der Zuwegungen und der zugehörigen Infrastruktur etc.). Die Vorteile für den Betreiber sind klar. Aber wer würde das Geld denn erwirtschaften, welches den Gemeinden und Haushalten hier versprochen wird? Zahlt das der Betreiber aus seinen Gewinnen oder der Steuerzahler und/oder der Stromverbraucher?
Dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist in § 6 zu entnehmen, dass die Betreiber von Windenergieanlagen die Erstattung des im Vorjahr an die Gemeinden geleisteten Betrages vom Netzbetreiber verlangen können. Sofern also tatsächlich Gelder an die Gemeinden gezahlt werden (1), stellt der Betreiber des Windparks die Summe über den Netzbetreiber der Bundesnetzagentur in Rechnung. Die BNetzA wiederum legt diese erstattete Summe auf die Netzgebühren um, d.h. das Geld ist oder wird Teil des Netzentgeltes. Das Netzentgelt ist bekanntlich Teil der Stromkosten, die alle Stromnutzer zahlen. (1)Der Zahlungsanspruch könnte verloren gehen, wenn sich z.B. die Rechtslage ändert, der Betreiber insolvent wird oder sich genötigt sieht eines der je nach Vertragslage vorhandenen Schlupflöcher zu nutzen (z. B. den Strom selbst vermarktet). Sie selbst zahlen also das vermeintliche „Geldgeschenk“ an die Gemeinden!
Es ist somit eine unschöne Wahrheit, dass mit jedem neuen Windpark die Stromkosten für den Verbraucher steigen. Der auf ihrer Stromrechnung ausgewiesene Strompreis wäre zudem bereits heute schon deutlich höher, ohne den kleinen Taschenspielertrick aus dem Jahr 2023 (Abschaffung der EEG-Umlage). Die Förderung nach dem EEG wird seither nämlich vollständig aus dem Bundeshaushalt finanziert. Das heißt, die EEG-Umlage ist auf Ihrer Stromrechnung verschwunden, belastet nun aber den Bundeshaushalt und damit alle Steuerzahler (über 18 Milliarden Euro im Jahr 2024).
Einen weiteren Denkanstoß möchten wir Ihnen bezüglich der konkreten Zahlen geben, die den Gemeinden versprochen werden. Dieser Geldstrom, den Sie als Steuerzahler und Stromverbraucher eigentlich selbst finanzieren, basiert auf vom Projektierer angenommenen theoretischen Bedingungen. Ferner fließen die Gelder in der Regel in die gemeinsame Kreisumlage und gehen der Gemeinde damit zunächst verloren. Aus dieser Kreisumlage erfolgt dann eine Zuteilung, die erheblich geringer ausfallen kann. Auch andere „Geldgeschenke“ mit denen derzeit geworben wird, sind juristisch heikel und deren Erhalt unsicher. Sie wissen also, was Sie zu verlieren haben, nämlich unsere naturnahe wunderschöne Landschaft mit all ihrem Erholungs- und Lebenswert. Sie wissen aber nicht, was Sie dafür am Ende tatsächlich und vor allem dauerhaft bekommen. Wir verkaufen unsere Natur weder für viel, noch für wenig oder gar kein Geld!
3. Wie beeinflussen die Windräder das Klima hier vor Ort und wie sieht es aus mit der CO2-Bilanz?
Die Windräder in unseren Wäldern würden unser lokales Mikroklima verändern. Es würde wärmer und trockner werden. Der Bau der Windräder verursacht Schneisen im Wald, warme Luft aus den oberen Luftschichten gelangt durch die permanente Verwirbelung in Bodennähe, was zu Temperaturerwärmung und Austrocknung führt. Zu verweisen ist hierbei z. B. auf die Forschung von Herrn Prof. Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Dabei warnt er vor dem Bau von Windrädern im Wald und erläutert anschaulich wie die Windräder die feuchte Luft wie Staubsauger aus dem Wald befördern. Was das für die Waldbrandgefahr hier vor Ort bedeutet, dürfte klar sein.
Nehmen wir also einen „lokalen Klimawandel“ in unseren Wäldern in Kauf, für die viel diskutierte CO2-Einsparung – um einen globalen Klimawandel zu verhindern? Die Frage ist zu komplex, um Sie in einem Flyer zu beantworten. Aber lassen Sie uns ein paar Aspekte beleuchten: Neben dem Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der riesigen Windkraftanlagen ist zu berücksichtigen, dass bei der äußerst problematischen Entsorgung der Windkraftanlagen ebenfalls jede Menge CO2 freigesetzt wird. Auch der Betrieb von konventionellen Kraftwerken, welche zur Regulierung der volatilen Einspeiseleistung von Windkraftanlagen benötigt werden (Redispatch-Maßnahmen), setzt CO2 frei. Durch die Rodung von Wäldern für Windräder wird zudem nicht nur der biologische Speicher Wald zerstört. Auch der Boden der sehr viel CO₂ speichert, wird diesbezüglich dauerhaft negativ beeinträchtigt. Insbesondere ein Windrad im Wald müsste daher in den 15 bis 30 Jahren seiner Nutzung sehr viel CO2 einsparen, um all die vorgenannten Einflüsse zunächst einmal zu kompensieren. Geht diese Rechnung wirklich auf? Unbestritten bleibt in jedem Fall, dass das Abholzen von Bäumen für Windenergieanlagen die wertvollste CO2-Senke zerstört, die wir in Deutschland haben. Es droht also ein Schildbürgerstreich.
Die Bürgerinitiative „Rettet den Naturpark Dahme-Heideseen“ · Autorin: Dr.-Ing. Manuela Marschetzky