
Wer am 02.06.2025 die Stadtverordnetenversammlung in Teupitz besuchte, dem begegnete die ein oder andere wundersame Widersprüchlichkeit – je nachdem, wer da sprach.
So berichteten die Stadtverordneten der Fraktion „Gemeinsam Gestalten“ von ihrem Erfahrungsaustausch mit Gemeinden, welche bereits seit vielen Jahren Windkraftanlagen beherbergen. Dabei ließen Themen wie Rückgang des Tourismus, sinkende Immobilienpreise, weiterhin kritische Finanzlage, Streitigkeiten der Gemeindeteile untereinander, aber eben auch Schattenwurf und Lärm, die Besucher der Versammlung aufhorchen.
Die Energiequelle GmbH, welche im Zuge der Versammlung ihren Stand der Planung vorstellte, schlussfolgerte dagegen: „kein Schatten und kein Schall mehr“. Die Märkische Allgemeine Zeitung zitierte bereits in der Woche zuvor die Energiequelle GmbH mit „Auswirkungen von Schall und Schatten auf die Ortschaften seien damit vollständig ausgeschlossen“. Die Formulierung „vollständig ausgeschlossen“ erinnert mich an einen meiner Professoren früher. Der fußballbegeisterte Wissenschaftler sagte gern: „Nur, weil keiner das Tor trifft, heißt das noch lange nicht, dass da kein Tor ist!“.
Das Hauptthema unserer Bürgerinitiative ist nicht der Schall, sondern die Erhaltung des Naturparks. Aber lassen Sie uns das Versprechen „kein Lärm“ bzw. „Auswirkungen von Schall auf die Ortschaften vollständig ausgeschlossen“ trotzdem einmal näher unter die Lupe nehmen.
Die geplanten Windkraftanlagen sollen jetzt einen Abstand von 1.600 m zur Wohnbebauung haben (und nicht mehr 1.000 m). Ignorieren wir einmal den Umstand, dass hier weder die weiteren 6 geplanten Windräder in Teupitz noch sonstige spätere und erwartbare Repoweringmaßnahmen inbegriffen sind. Wir fragen uns: Reicht das als Schallschutz? Für die Bewertung dieser Frage müssen wir zunächst einmal zwischen hörbaren Schall im Bereich von etwa 16 Hz bis 20.000 Hz und Infraschall im Frequenzbereich unter 20 Hz unterscheiden.
Die Thematik hörbarer Schall kann sich eigentlich jeder selbst beantworten. Besuchen Sie doch einmal wirklich große Windräder im Wald! Das machen Sie am besten an einem windreichen Tag und nicht unbedingt an einem sonnenreichen Tag (hohe Einspeisung durch Solaranlagen, bedingt häufig erzwungenen Stillstand bei Windkraftanlagen). Horchen Sie dann aus den verschiedenen Windrichtungen. Sie werden staunen, wie weit Sie die Anlagen noch hören. Das ist Lärm!!
Schwieriger wird es bei Infraschall, weil dieser für uns Menschen zwar wahrnehmbar, aber nur im oberen Bereich hörbar ist (Brummton). Ein dauerhafter Brummton bzw. ein Dröhnen führte in diesem Jahr schon an mehreren Orten (darunter im Kreis Paderborn und im Kreis Göppingen bei Stuttgart) dazu, dass Windkraftanlagen stillgelegt werden mussten, weil es den Anwohnern den Schlaf raubte. Gesundheitliche Beeinträchtigungen drohen in der Nähe von Windkraftanlagen auch dann, wenn es sich um Infraschall im nicht hörbaren Bereich handelt.
Infraschall entsteht bei einem Windrad vor allem durch das Vorbeistreichen des Rotorblattes am Turm. Bei jedem Vorbeistreichen entsteht ein Druckimpuls mit steilen Flanken, welcher sich als Infraschall ausbreitet. Dabei entsteht neben dem luftgetragenen Infraschall (so wie die Bässe eines Konzertes, die man noch vom Nachbarort hört) auch gleichzeitig Körperschall (der über den Turm zum Boden geleitet wird und bis in die Häuser eindringen kann).
Im Gespräch mit Befürwortern des Windparks wird oft entgegnet, dass wir ja ohnehin den Lärm von der Autobahn haben, dieser auch Infraschallanteile besitzt und wir uns an diesen doch auch gewöhnt hätten. Dessen völlig ungeachtet, dass die für den Windpark und die zugehörige Infrastruktur erforderlichen Rodungen auch den Schallschutz zur Autobahn beeinträchtigen, sind zwei wesentliche Unterschiede zu benennen. Infraschall aus Verkehrslärm ist diffuser Infraschall, bestehend aus stochastisch verteilten Frequenzen (eher ein Klangteppich, wie das Meeresrauschen – wenn auch nicht so schön). Infraschall von Windrädern ist dagegen periodisch, in Abhängigkeit von der Anzahl der Vorbeigänge des Rotorflügels am Turm pro Minute. Der dabei entstehende Druckstoß löst ein ganzes „Feuerwerk“ von Frequenzen aus, ähnlich dem Quietschen einer Tür.
Seitens der Projektentwickler wurde in der Vergangenheit immer wieder betont, dass durch die größere Höhe der geplanten Anlagen der Schall quasi über uns wegfliegt. Das kann schon mal nicht für Körperschall gelten, denn der fliegt ja nicht. Es gibt aber tatsächlich Unterschiede, die aus der Größe der Anlage resultieren, denn die Frequenzen des Schalls sind abhängig von der Anlagengröße. Neuere und damit größere Windräder verursachen niedrigere Frequenzen als ältere und kleinere Windräder (< 1 Hz). Und das ist ein Problem, insbesondere da es sich bei den sehr tiefen Frequenzen heutiger Windräder um biologisch relevante Frequenzbereiche handelt. So liegt z. B. die Ruhefrequenz des menschlichen Herzschlags im Bereich des Infraschalls großer Windräder. Der negative Einfluss von Windkraftanlagen auf unser Herz ist bekannt. Der Herzchirurg Christian-Friedrich Vahl etwa spricht in einem Interview von 2022 über das Thema Infraschall. Welche Organe oder Zellen auf welche Infraschallfrequenzen reagieren, wäre dringend weiter zu erforschen. Wer sich damit bereits seit dem Jahr 2015 beschäftigt, ist die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin Frau Dr. med. Ursula Bellut-Staeck. Sehr aufschlussreich ist der Beitrag „Windenergieturbinen und Schallbelastungen im hörbaren und IFLN-Bereich: Hohe Evidenz für schwere Gesundheitsstörungen nach aktueller Studienlage“ (Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2022). Interessant sind auch die darin benannten vorangegangenen Studien. So verweist eine Untersuchung aus dem Jahr 2021 (Wind turbines and adverse health effects) auf eine nachweisbare Verschlechterung der mentalen Verfassung von Anwohnern, die im Radius von 1,4 km zu Wind-Energieanlagen leben. Dabei ist davon auszugehen, dass die Höhen und die Anzahl der Anlagen, deutlich kleiner waren als das, was in unserer Region geplant ist. Dies ist von Relevanz. Laut dem Arzt Dr. Stephan Kaula verschlimmern sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Schlafstörung, körperliche Unruhe, Schwindel und Kopfschmerzen oft nach dem Ersetzen alter Anlagen durch höhere und leistungsstärkere Anlagen.
Bürgerinitiative „Rettet den Naturpark Dahme-Heideseen“ · Autorin: Dr.-Ing. Manuela Marschetzky